Ich habe mehr bekommen, als ich gegeben habe
Als kleines Kind habe ich einmal zu Weihnachten von meinem Vater ein Fahrrad geschenkt bekommen. Ich war überrascht und konnte wenig damit anfangen, weil es nicht genau das Fahrrad war, das ich mir gewünscht hatte. Es war wirklich ein jämmerliches Weihnachtsfest, und ich schäme mich noch heute dafür, wie ich mich damals aufgeführt habe. Aber nach einigen Tagen, als ich mich dann doch überwunden hatte, das Fahrrad einmal genauer anzuschauen, stellte ich fest, dass es eigentlich ziemlich gut war und einige Zeit später merkte ich, dass es eines der besten seiner Art war und viel besser als das Fahrrad, das ich mir eigentlich gewünscht hatte. Für viele Jahre war dieses Fahrrad dann mein größter Schatz, bis es eines Tages gestohlen wurde.
Im Dezember 2015 nahm ich in Rom an der Priesterweihe von mehreren Mitbrüdern teil. Es war für mich einmal mehr begeisternd und motivierend. Am Abend traf ich einen der Neupriester, mit dem ich schon lange befreundet war. Wir begegneten uns in der Kapelle unseres Hauses in Rom. Zusammen verweilten wir einige stille Momente im Gebet. Es war schon sehr spät und wir hatten beide einen sehr anstrengenden Tag hinter uns.
Normalerweise bewahren wir nach den Nachtgebeten die Stille, aber an einem so besonderen Tag, bat ich den neu geweihten Priester um seinen Primizsegen. Ich kniete mich hin und bekam den Segen. Als ich wieder aufstand schaute er mich an und sagte: „Es lohnt sich. Halte durch!“
Berufung ist für mich ein Weg voller Dankbarkeit
Für mich hat das Abenteuer der Berufung vor acht Jahren begonnen. Mit vielen Höhen und Tiefen. Ehrlich gesagt, es ist nicht immer leicht den Weg der Berufung zu gehen. Viele Kämpfe mit sich selbst und mit verschiedenen Umständen können einen manchmal ganz schön durcheinanderbringen. Aber Gott ist gut und er hat mich nie im Stich gelassen. Ich bin ihm unendlich dankbar für alles, was er für mich getan hat. Die wohl größte Hilfe, um in der Berufung treu zu bleiben, neben der Gnade Gottes, waren bisher meine Mitbrüder, meine Familie und die Freundschaft mit vielen Menschen, die ich über die Jahre kennen gelernt habe. Viele von ihnen sind Mitglieder des Regnum Christi oder Wohltäter unserer Ordensgemeinschaft, die mir und meinen Mitbrüdern die Priesterausbildung und die apostolische Arbeit in Deutschland ermöglichen. Ich bin allen Menschen, die für mich beten, von Herzen dankbar. Wenn ich ein bisschen zurückschaue, muss ich zugeben, dass ich schon jetzt viel mehr bekommen habe, als ich dem Herrn gegeben habe. An diesem Geschenk möchte ich so viele Menschen wie möglich teilhaben lassen.
Meine Berufung ist für mich so ein bisschen wie das geschenkte Fahrrad aus meiner Kindheit, nur viel, viel, viel besser. Über die letzten acht Jahre habe ich sie von Herzen lieben gelernt und viele neue Facetten an ihr entdeckt. Und eines ist gewiss, diesen Schatz lasse ich mir – anders als mein Fahrrad – nicht stehlen! Ich freue mich jeden Tag auf die vielen Überraschungen, die der Herr noch für mich vorbereitet hat. Ich bin ihm unendlich dankbar für das Geschenk, das er mir gemacht hat. Gott ist unendlich gut.
Br. Markus Stehmer LC
***
Weitere Berufungszeugnisse finden Sie im Internet unter regnumchristi.eu/de/orden-und-gottgeweihte/berufungszeugnisse