Ein Weltjugendtag mit Langzeitwirkung
Geboren am 30. April 1974 in der damals sozialistischen Tschechoslowakei, kommt sie aus einer „typisch tschechische Familie“: die Großmutter war sehr gläubig und die Kinder wurden zumindest getauft. In der Zeit des Sozialismus wurde der Glaube bei vielen Christen nicht öffentlich praktiziert, um die Familie zu schützen. “Ich verdanke meinen Glauben vor allem meiner Großmutter. Sie hat viel für mich gebetet und mir vom Glauben erzählt“, sagt Eva. Sonst hatte sie in Kindheit und Schule gar kein Bezug zu Glauben und Kirche. Auch heute noch lebt der Großteil der tschechischen Bevölkerung eher weltlich, auch wenn es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Tschechien eine „Welle von Bekehrungen“ gab. Viele Menschen kamen zurück zur Kirche, da sie nun ihren Glauben wieder offen leben durften.
Was bestimmt mein Leben?
Eva ist 16, als sie das erlebt, was sie im Rückblick als ihre „erste Gotteserfahrung“ beschreibt. Während eines Sommerlagers ein Jahr nach der Wende unterhielten sich die Jugendlichen plötzlich auch über transzendentale Dinge wie das Ende der Welt. Der Gedanke, dass das Leben plötzlich zu Ende sein könnte, setzte in der jungen Eva eine Gedankenkette in Gang, die sie von der Frage „wer regiert mein Leben letztlich?“ zu dem Schluss „Gott soll mein Leben regieren, ich brauche die Kirche, ich brauche den Glauben“ brachte. Sie fing an, in der Bibel zu lesen und sich mehr und mehr mit religiösen Fragen auseinanderzusetzen. In einem Gebetbuch ihrer Großmutter las sie zum ersten Mal, dass das christliche Gebet eigentlich eine persönliche, vertrauensvolle Begegnung mit Gott sein kann Mit dem Wunsch, aus ihrem eigenen Glauben eine solche persönliche Beziehung zu machen, versucht sie mit dem Herzen zu beten und ist bei der Gnade Gottes zu tiefsten berührt. Ermutigt geht sie in den nächsten Gottesdienst, zufällig am Vorabend des Christkönigfestes 1990. Zwei Monate später empfängt sie ihre erste heilige Kommunion.
An Evas Wohnort gibt es auch noch eine lebendige katholische Pfarrgemeinde. Dort beginnt das Engagement in der Jugendarbeit des frisch bekehrten Mädchens. Mit der Entdeckung, dass Glaube eine persönliche Beziehung zu Gott bedeutet, kam die Frage nach einer geistlichen Berufung auf. Der Pfarrer, ein älterer Salesianerpater, riet ihr, erst einmal abzuwarten: „Bete, mach Apostolat und dann sehen wir weiter.“
„ Das Abwarten hat mir im Rückblick sehr geholfen. Ich engagierte mich also weiter in der Jugendarbeit unserer Pfarrgemeinde und ging zum Jugendleiterkurs des Bistums. Dadurch lernte ich mehr gläubige und engagierte junge Menschen kennen, gute Priester und auch einige Ordensfrauen. Ich dachte in dieser Zeit auch an die Ehe und die Berufungsfrage verlor etwas an Dringlichkeit“ erinnert sich Eva heute.
„Dann kam das Jahr 1993 und der Weltjugendtag in Denver. Da die USA für viele tschechische Jugendliche zu weit entfernt war, organisierten wir zur selben Zeit eine eigene Veranstaltung. Dort hörte ich das erste Mal von der Apostolatsbewegung Regnum Christi. Federica Paez aus Mexiko, eine gottgeweihte Frau, die auch eine der ersten gottgeweihten Frauen in Deutschland war und eine Coworkerin kamen zu unserem kleinen „tschechischen Weltjugendtag“ und stellten ihre Gemeinschaft vor. Außerdem gab es in Brünn, wo ich damals studierte, eine Gruppe von Jugendlichen dieser Gemeinschaft, die sich regelmäßig trafen. Durch sie konnte ich das Regnum Christi näher kennenlernen. “
Die Weltjugendtage spielen eine zentrale Rolle in der Berufung der Eva Gloserova. Vor allem jener Weltjugendtag im Jahr 1995 im philippinischen Manila, der auch als eine der größten Massenveranstaltungen in die Geschichte eingegangen ist. „Für das Jugendforum, dieses persönliche Treffen mit dem Papst kurz vor dem Weltjugendtag suchten die tschechischen Bischöfe zwei junge Menschen, die dort unser Land vertreten sollten. Sie suchten noch jemanden aus der Region Mähren, der sich in der Jugendarbeit engagiert und nicht in Denver war. Ich wurde gefragt, und natürlich habe ich gleich zugesagt. Ich durfte dann tatsächlich nach Manila fliegen und Papst Johannes Paul II persönlich kennenlernen!“
Wenn Gott ein Stoßgebet beim Wort nimmt
Bei der Erinnerung an die Begegnung mit dem heiligen Papst aus Polen bekommt Eva heute noch glänzende Augen. Während des Jugendforums wurde viel über die Berufung gesprochen und darüber, was es bedeutet, Apostel zu sein und in der Heiligkeit zu wachsen. „Da dachte ich: ja, das ist meine Berufung. Ich möchte heilig werden und ein Apostel sein“, erinnert sich Eva an jenen besonderen Moment und sie erzählt weiter:
„‘Jesus, für dich will ich arbeiten‘, das war mein erstes kleines persönliches Versprechen an Jesus. Es war ein Versprechen, das aus meinem übervollen jungen Herzen kam, das sich so beschenkt fühlte von allen Gnaden auf dem Weltjugendtag in Manila. Dabei dachte ich nicht einmal daran, Ordensschwester zu werden. Eigentlich hatte ich mir eher vorgestellt, Vollzeit für Gott, für die Kirche zu arbeiten und trotzdem eine Familie zu haben. Zunächst war ich sehr glücklich mit diesem Versprechen. Doch danach wurde ich unruhig und suchte eine Möglichkeit, noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken und zu beten. Also suchte ich mir eine kleine Kapelle und setzte mich vor das Allerheiligste. Nachdem ich fertig gebetet hatte und gehen wollte, kam ein Priester in die kleine Kapelle und wollte die Messe feiern. Ich wollte gehen, aber er hielt mich auf und sagte, dass er die Messe auch für meine Anliegen aufopfern wolle. Dieser Priester war Pater Walter Bartnicki LC, einer der ersten Legionäre Christi, die ich kennenlernte und zu der Zeit Kaplan des Ausbildungshauses der gottgeweihten Frauen in Rom.“
Nach der heiligen Messe nahm sie die Gelegenheit wahr, um mit diesem, ihr damals unbekannten Pater über dieses erste Versprechen zu sprechen. Pater Walter ermutigte sie damals: „Seien Sie die Braut Christi“. Rückblickend sehr hellsichtig, damals allerdings eher irritierend für die junge Eva, die sich immer noch zur Ehe hingezogen fühlte. Aber losgelassen hat sie die Frage nach Berufung nicht. Durch den Kontakt mit gottgeweihten Frauen im Regnum Christi lernte sie mehr über diese Lebensform und irgendwie war es da schon sehr früh, als ob die Puzzleteile an ihren richtigen Platz fielen. „Besonders gefallen hat mir, dass sie in Gemeinschaft leben, dass sie apostolisch arbeiten, also für Gott und die Menschen. Und dass sie zivile Kleidung tragen, das könnte meiner weltlich lebenden Familie doch leichter zu vermitteln sein“, erinnert sich Eva an die Zeit, als sich der Weg schon konkreter abzuzeichnen begann. Auf dem Weg der Suche lernte sie mehrere Ordensgemeinschaften kennen, doch erst bei den gottgeweihten Frauen hatte sie das Gefühl „dass es passt“. Zunächst trat sie jedoch erst einmal als Laie der Apostolatsbewegung Regnum Christi bei. Mit ihnen fährt sie im April 1995 zur Jugendwallfahrt nach Rom. In dem Bus der tschechischen Jugendlichen saß auch der heutige Pater Jiri Brabec LC. Damals gehörte er zu einer Gruppe Jugendlicher, die u.a. in Kontakt mit Pater Eamonn Kelly LC standen.
In den letzten Jahren ihres Studiums – u.a. Anglistik und Bohemistik – engagiert sich Eva beim Aufbau des Regnum Christi in Tschechien und unterstützte vor allem Pater Barry O’Toole LC als Übersetzerin. Nach der Kandidatur bei den gottgeweihten Frauen in Rom legte sie 1997 ihre zeitliche Gelübde ab. Zur Ausbildung geht sie in das Haus der gottgeweihten Frauen nach Madrid und legte dort einige Jahre später ihre ewigen Gelübde ab.
Als „geistliche Mutter“ mit dem Regnum Christi durch die Welt
Auf ihre fünfjährige Ausbildung folgt das, was Eva als ihre „apostolische Reiserei“ bezeichnet: Kinder- und Jugendarbeit in Florida, dann nach Irland, wo die Gemeinschaft einen Kindergarten und eine Grundschule unterhält. Danach folgen sechs Jahre in Mexiko, wo sie in Monterrey und in Guadalajara arbeitet, vor allem in einem Institut des Regnum Christi, das Weiterbildungskurse und Exerzitien für Ordensfrauen anbietet. Im Prinzip sind das ihre ersten Schritte in der Erwachsenenarbeit und eine direkte Unterstützung der Kirche, mit der direkten Arbeit einerseits mit den Dokumenten der Kirche, aber auch konfrontiert mit den Licht- und Schattenseiten geweihten Lebens.
2013 kommt sie nach Deutschland. Hier arbeitet sie vor allem für und mit Erwachsenen. Sie hat einen Kurs des Erzbistums Köln für geistliche Begleitung absolviert, organisiert Einkehrtage, Frauenfrühstücke, Studienkreise zum Beispiel über das apostolische Schreiben Amoris Laetitia. „Ich freue mich besonders, anderen den Glauben und die Lehren der Kirche weiterzugeben“, sagt sie selbst. Eine Teilnehmerin dieser Veranstaltungen meinte: „Ihr gottgeweihten Frauen seid geistliche Mütter für Kinder und Jugendliche. Aber wir Erwachsene brauchen auch geistliche Mütter. Deswegen bin ich froh, dass ihr da seid“. „Geistliche Mutterschaft“, dieser Begriff gefällt Eva Gloserova sehr gut. Es bedeutet für sie, Menschen in ihren Freuden und Schmerzen zu begleiten, für sie zu beten und mit ihnen die Liebe Christi zu teilen. Männer und Frauen sehen auch das geistliche Leben von einer anderen Perspektive. Deswegen können sich die Arbeit von gottgeweihten Frauen und Legionären Christi sehr gut ergänzen.
Die Legionäre Christi sehen in den gottgeweihten Frauen im Regnum Christi gar ihre geistlichen Schwestern. Das sagte Pater Konstantin Ballestrem LC in seiner Predigt, als er am 8. September 2017 in der Altöttinger Stiftspfarrkirche die feierliche Dankmesse für Evas 20jähriges Jubiläum feierte. Zusammen mit Eva Gloserova kniete Maria José Chavez an jenen Abend vor dem Altar, um ihre Gelübde symbolisch zu erneuern. Da sie gerade ihre Doktorarbeit zur Theologie Benedikt XVI. begonnen hat, empfand es Maria José Chavez als Fügung der Vorsehung, dass sie ihr Gelübdejubiläum ausgerechnet an jenem Ort feiern konnte, den dieser immer als „seine geistliche Heimat“ bezeichnet hatte.
***
Erfahren Sie mehr über die Düsseldorfer Gemeinschaft der gottgeweihten Frauen im Regnum Christi im Internet auf der Seite www.gottgeweihte-frauen-im-regnum-christi.org.